Erster Hinweis auf eine Kirche und deren Brand
In anderen datumsmäßig nicht einzuordnenden Beurkundungen ist davon die Rede, dass es "etliche spän und irrung" gegeben habe mit Gemeinde und Untertanen, aber auch anderen "Herrschaften", die ein Eingreifen des Markgrafen von Baden und dessen Schlichtung notwendig machten. Typisch für die Seldenecker ist übrigens auch ein Eintrag im Zusammenhang mit kirchlichen Fakten, ebenfalls im Amtslagerbuch vom Jahre 1564 festgehalten. Dort steht: "... Item 8 Schilling Straßburger Wehrung ablösigen Zinss dem heiligen Martin...".
Der Seldenecker ließ hinzufügen: "steht mir jetzt eygentumlich zu, den ich hab des hl. Martings brieff allesamen durch die schatzung, als die Kirch verbrannt, an mich erkaufft". Er reklamiert somit die abgebrannte Pfarrkirche als seinen Besitz. Gleichzeitig ist dies aber auch der einzige Hinweis auf die abgebrannte Kirche, dessen genaues Datum leider nicht überliefert ist, aber um das Jahr 1560 erfolgt sein muss. In zahlreichen Beurkundungen und Niederschriften ist während der Zeit der Seldenecker, die von 1484 - 1583 volle einhundert Jahre dauerte, immer wieder von "Eigenkirche" die Rede. Zunächst ließ sich der Seldenecker reichlich Zeit mit dem Wiederaufbau einer Kirche. Ein Schriftstück aus dem Jahre 1572 zeigt, dass dies bis dahin noch nicht wieder geschehen ist.
In einem Vergleich aus dem Jahre 1572 heißt es: "...zu wissen, dass sich spenn und irrung gehalten zwischen Heimburgern, Zwölfer und gantzer gemaindt Croßweyer an einem und dann dem edlen und Ernussen Jakoben von Seldeneck". Dabei ging es wohl um einen Wiederaufbau, der aber noch immer nicht zustande kam. Unter dem 13. Juni 1579 monierte Markgraf Philipp von Baden diesen Sachverhalt, trägt dem Seldenecker zudem auf, so bald wie möglich einen wesentlich qualifizierten Priester zum Pfarrer von Großweier zu ernennen, ihm dazu das zustehende Pfarr- und Frühmessgefälle, Haus, Zehnten und zwei Jauch Acker und "alles andere, was zur Pfarrei gehört" einzuräumen.
Die schon im Jahre 1405 erstmals erwähnte "Kaplaneistiftung" auf den hiesigen Marienaltar wird im Jahre 1504 erneuert, wobei als "Kollator" Philipp von Seldeneck genannt wird. Hierbei handelt es sich um eine "niedere Pfründe", ein festes Einkommen für den Pfarrer. Wann die um 1560 abgebrannte Kirche tatsächlich wieder aufgebaut worden war, ist nicht überliefert, erfolgte aber zwischen den Jahren 1580 und 1582, noch vor dem Aussterben des Seldenecker Geschlechts, das mit dem Tode von Junker Jakob (23. August 1583) erloschen war.