Geschichte
bis 1900

Ge­mein­de stark ver­schul­det

Die Gemeinde Großweier hatte noch lange Zeit an ihrem hohen Schuldenberg zu knabbern. Nach gemeindlichen Verzeichnissen waren im Jahre 1860 noch immer ca. 20.000 Gulden offen, für die man fünf Prozent Zinsen zu zahlen hatte. Gläubiger war ein Frankfurter Bankhaus. Auch das "Anlehn" für die Überfahrt der 200 Ortsarmen von 10.000 Gulden war noch zu tilgen. Neben der Abholzung von sieben Hektar Wald in den Langmatten wurden die Steuerpflichtigen mit Sonderabgaben belegt. Ein Teil der Zehntablösungsbeträge floss in einen "Heiligenfond", der nach einem von Kirchenseite erstellten Bericht im Jahre 1870 beachtliche 60.000 Gulden sein Eigen nannte. Diese Gelder wurden für einen Kirchenneubau angesammelt.

Eigenartigerweise finden sich in den erhalten gebliebenen Unterlagen, und zwar weder in den Amtslagerbüchern noch in den mit Erneuerungen überschriebenen Akten, die beide im Generallandesarchiv in Karlsruhe deponiert sind, keinerlei Hinweise auf eine Schule oder Lehrerstelle in früherer Zeit. Ausgaben für Lehrer und deren Einkünfte wären sonst hier verzeichnet worden. Erst aus einer Notiz in den Armenfondrechnungen, die in das Jahr 1772 zurück reichen, ist beim Stiftungsvorstand ein Hauptlehrer erwähnt. Den Religionsunterricht hielt wohl der jeweilige Pfarrer. Weitergehende Bildung war in jener Zeit für die breiten Volksschichten sicher nicht vorgesehen. Aus dem Jahre 1777 beispielsweise ist eine Eingabe aus Großweier an den Markgrafen erhalten, in der von 51 Eingebern allein 28 ihren Namen nicht schreiben konnten.

Aus alten gemeindlichen Schriften, Rechnungen etc. geht hervor, dass noch im 18. Jahrhundert der Messner auch Unterricht gab. Während für die Messnerdienste und das Stierfüttern Beträge eingesetzt waren, die aus der Gemeindekasse gezahlt wurden, gab es für das Schulzimmer und den Lehrenden zum Beispiel neben sechs bis acht Klafter Buchenholz noch Naturalien, wie Kartoffeln von der Gemeinde. Der Lehrerberuf war zu jener Zeit so etwas wie ein Nebenberuf. An einer Stelle hieß es, dass der jeweilige Lehrer von altersher zugleich Messner gewesen sei und als solcher auch ein bescheidenes Gehalt bezog. Unter diesen Umständen verwundert es natürlich nicht, dass das Analphabetentum im 18./19. Jahrhundert zumindest auf dem Lande noch sehr verbreitet war.