Geschichte
bis 1900

"Orts­ar­me" wer­den zwangs­wei­se nach "Ame­ri­ka ge­lie­fert"

So kam es, wie es kommen musste. Man konnte einen Teil der eigenen Bevölkerung nicht mehr ernähren.

In einer "Landesherrlichen Verordnung seiner königlichen Hoheit" vom Frühjahr 1852 wurde eine zwangsweise "Überlieferung nach Amerika" ermöglicht und auch empfohlen. Aufgrund dieses Dekrets beschlossen der Gemeinderat am 10. November, der Bürgerausschuss am 11. November und die Gemeindeversammlung am 17. Dezember 1852, "... einen großen Teil hiesiger armer Ortseinwohner, welche der Gemeinde lästig fallen, auf Kosten der Gemeinde nach Amerika zu liefern". So der wörtliche Text jenes im Gemeindebeschlussbuch niedergeschriebenen Protokolls. Dabei ist auch von "beiläufig 200 Köpfen" die Rede, die es betreffen soll.

Im Großherzoglichen Anzeigenblatt vom 23. Juli 1853 sind die Namen von rund 130 Großweierern vermerkt, die sich am 26. Juli 1853 vormittags um acht Uhr auf der Amtskanzlei zwecks Überfahrt einzufinden hatten. Das war aber nur ein Teil derjenigen, die damals unter der Bezeichnung "Bettelhaufen" dieses harte Schicksal zu tragen hatten. Nach Recherchen von Rolf Federle, der das Familienbuch von Großweier erarbeitete, sind sogar über 300 Großweierer in jenen Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts nach Übersee ausgewandert, davon sicher ein Großteil unfreiwillig.